Arbeitgeberattraktivität: Mitarbeiter rekrutieren, halten und motivieren

Inhalte
Arbeitgeberattraktivität: Mitarbeiter rekrutieren, halten und motivieren

Kapital lässt sich beschaffen, Fabriken kann man bauen, Menschen muss man gewinnen“, sagte einst Hans Christoph von Rohr. Nur wenn Firmen ihre Mitarbeiter fordern und fördern, können sie gute Angestellte auf Dauer halten. Je attraktiver ein Unternehmen, desto erfolgreicher ist es.

Eine hohe Fluktuation ist üblicherweise ein Hinweis auf Missstände im Unternehmen. Das wirkt sich negativ auf den Ruf aus. Es kommt Firmen teuer zu stehen. Es deutlich teurer, neue Mitarbeiter zu werben und einzulernen, als in bestehende Angestellte zu investieren. Bei einem Bruttoverdienst von 1.650 Euro pro Monat fallen bei der Kündigung eines Mitarbeiters rund 19.000 Euro an. Das geht aus einer Erhebung von CISS hervor.

Hohe Fluktuation: Wie setzen sich die Kosten zusammen?

Die Kosten für einen unmotivierten Arbeitnehmer entstehen schon bei der Kündigung. Oftmals leistet er weniger, sobald die Kündigung eingereicht ist und verursacht so Produktivitätsausfälle. Weiterbildungen, die der Mitarbeiter erhielt, kommen dem Unternehmen bei einer Kündigung nicht mehr zugute.

Auch Entlassungskosten fallen an, etwa für die Auszahlung von Urlaubstagen. Wenn nicht sofort Ersatz für den aus der Firma ausscheidenden Mitarbeiter bereit steht, entstehen Kosten für die Überbrückung. Auch das Know-how des Mitarbeiters geht verloren. Das kann den Unternehmenserfolg langfristig beeinflussen.

Am teuersten sind jedoch die Rekrutierungskosten und die Einarbeitung eines neuen Mitarbeiters. Jemand muss den Ersatz einlernen und leistet dadurch selbst weniger. In der Einarbeitungszeit der neuen Arbeitskraft passieren außerdem häufiger Fehler und die Arbeit erfolgt insgesamt langsamer als bei routinierten Mitarbeitern. All das summiert sich. Je spezialisierter die Tätigkeit, desto länger die Einarbeitungszeit – und desto höher auch die Kosten.

Wie können Unternehmen dem entgegenwirken? Das Stichwort lautet Arbeitgeberattraktivität.

Was bedeutet Arbeitgeberattraktivität?

Je attraktiver ein Arbeitgeber ist, desto leichter kann er offene Stellen besetzen. Desto länger bleiben Mitarbeiter im Unternehmen. Es ist sinnvoll zwischen interner und externer Attraktivität des Arbeitgebers zu unterscheiden.

Interne Attraktivität des Arbeitgebers

Bei der internen Attraktivität geht es um die Bindungsfaktoren an das Unternehmen. Wie attraktiv ist es für die bestehenden Mitarbeiter, bei diesem Arbeitgeber zu bleiben? Wichtige Faktoren sind:

  • Mitarbeiterförderung
  • attraktive Entlohnung
  • gute Entwicklungsmöglichkeiten
  • Gesundheitsförderung
  • positive Unternehmenskultur
  • Mitbestimmungsmöglichkeiten für die Mitarbeiter

Externe Attraktivität des Arbeitgebers

Bei der externen Attraktivität spielen die oben genannten Faktoren auch eine Rolle. Allerdings fallen andere Aspekte stärker ins Gewicht. Dazu zählen etwa:

  • wettbewerbsfähige Vergütung
  • flexible und selbstbestimmte Arbeitszeiten
  • der Ruf und das Image des Unternehmens

Am meisten Gewicht hat für Jobinteressenten wohl das Image eines Unternehmens. Denn ein bekannter Unternehmensname im Lebenslauf kann ein großer Schritt für die eigene Karriere sein.

Viele potenzielle Arbeitnehmer erkundigen sich im Vorfeld auf Glasdoor oder anderen Portalen, wie aktuelle und ehemalige Mitarbeiter das Unternehmen bewerten. Die Rezensionen dort können die Entscheidung der Jobsuchenden beeinflussen. Auf ein gutes Personalmarketing zu setzen, zahlt sich daher aus.

Arbeitgeberattraktivität

Wie schaffen es Unternehmen, für Interessenten attraktiv zu sein?

Es gibt zahlreiche Maßnahmen, um das eigene Unternehmen für Bewerber attraktiver zu gestalten. Und ebenso viele Gründe dafür.

Moderne Arbeitsgestaltung

Corona hat die Entwicklung in puncto Digitalisierung beschleunigt. Prozesse zu digitalisieren bietet unter anderem die Möglichkeit von Zuhause zu arbeiten. Es hat auch großes Einsparpotenzial. Ein digitaler Prozess ist beispielsweise Daten papierlos zu speichern und zu bearbeiten. Viele Interaktionen können online erfolgen – egal ob Telekonferenzen oder Beratungen.

Die Automatisierung von Arbeitsabläufen ist ein weiterer Faktor, der Kosten spart. Die Automatisierung ermöglicht es Mitarbeitern sich von Routineaufgaben freizumachen und interessanten Tätigkeiten zuzuwenden. Gerade für die jüngere Generation ist eine digitale Arbeitsweise wichtig und trägt zur Attraktivität des Unternehmens bei.

Die Gesundheitsförderung

Nicht jeder kann seinen Mitarbeitern Surfkurse anbieten, so wie etwa das in Portugal ansässige Unternehmen Teleperformance. Doch es lässt sich viel für die Gesundheit der Mitarbeiter tun. Es beginnt bei einer ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung. Damit die betriebliche Gesundheitsförderung wirksam ist, braucht es ganzheitliche Maßnahmen:

  • Vergünstigung für Fitnessstudios
  • Angebot von firmeninternen Yoga- oder Fitnesskursen
  • Seminare zur Stressbewältigung
  • sportliche Firmenausflüge
  • gemeinsames Wandern
  • Besuch in der Kletterhalle

Auch Suchtprävention kann ein wichtiges Thema sein, das die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Angestellten verbessert. Kostenlose Obstkörbe in den Aufenthaltsräumen oder gesundes Essen in der Kantine sind für viele heutzutage eine Selbstverständlichkeit.

Im Idealfall arbeitet das Unternehmen eng mit seinen Mitarbeitern zusammen. Fragt nach und hört zu, was die Angestellten sich wünschen. Ein offener Dialog ist das Wichtigste, um Mitarbeiter zu motivieren.

Eine umfangreiche betriebliche Gesundheitsförderung vermittelt, das die Gesundheit der Angestellten dem Unternehmen am Herzen liegt. Das kann ein entscheidender Pluspunkt sein, um die Attraktivität einer Firma zu steigern.

Mitarbeiterförderung, Aufstiegschancen und Weiterbildung

„Die Fähigkeit eines Chefs erkennt man an seiner Fähigkeit, die Fähigkeiten seiner Mitarbeiter zu erkennen”, sagte einst Robert Lembke. Genau darum geht es bei der Mitarbeiterförderung.

Gute Arbeit und Engagement müssen sich lohnen und jeder Mitarbeiter hat besondere Stärken. Vorbilder innerhalb des Unternehmens dienen als Inspiration. Interne Aufstiegsmöglichkeiten können ein Grund sein, warum Mitarbeiter länger im Unternehmen bleiben und motivierter arbeiten. Interne Exzellenzprogramme betonen, wie wichtig es einem Unternehmen ist, seine Angestellten zu fördern.

Generell sollten Mitarbeitern Weiterbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Unternehmen können hier bestimmte Kurse anbieten oder vorschlagen. Ideal ist es, wenn Firmen auch auf Vorschläge und Wünsche der Angestellten eingehen. So erhält jeder Mitarbeiter die zu ihm passende individuelle Förderung.

Attraktive Arbeitszeiten

Während viele Unternehmen noch vor einem Jahr Homeoffice kategorisch ausschlossen, ist die Heimarbeit heute fast eine Selbstverständlichkeit. Besonders die gut ausgebildete junge Generation von Arbeitnehmern legt großen Wert auf flexible Arbeitszeiten. Dazu zählen Voll- und Teilzeitmodelle, aber auch Gleitzeit oder Homeoffice. Je mehr Mitbestimmung möglich ist, desto höher ist die Motivation.

Gerade für die junge Generation steigert die Möglichkeit von Homeoffice oder Teilzeit die Attraktivität eines Arbeitgebers. Für nach 1985 geborene – die Generation Y – hat die Work-Life-Balance einen großen Stellenwert. Dieser Nachwuchs ist ganz entscheidend für den langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Die Chefs von morgen schätzen neben flexiblen Arbeitszeiten und Homeoffice auch Sabbaticals, also längere Auszeiten von bis zu einem Jahr.

Es ist entscheidend für den Firmenerfolg, junge Talente zu finden und zu binden. Das sagt auch Christoph Fellinger, der Verantwortliche fürs Personalmarketing bei Nivea gegenüber der FAZ. „Wer das nicht schafft, hat in spätestens drei Jahren einen echten Wettbewerbsnachteil”, so Fellinger weiter.

Was die Talente von morgen wollen, erfahren Sie in der Talent Management Infografik “Mitarbeiter finden, fördern und binden”.

Mitarbeiter rekrutieren: Involvieren der Mitarbeiter

Eine weitere motivierende Maßnahme ist es, die Mitarbeiter in den Recruitingprozess zu involvieren. Zahlreiche Unternehmen bieten zu diesem Zweck sogenannte “Bring-a-friend-Programme”. Doch nicht immer ist es nötig, diese Programme selbst zu etablieren.

Viele Firmen verlassen sich auf Spezialisten in dieser Branche wie beispielsweise Firstbird. Die Branchengröße Firstbird setzt Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programme für Firmen wie Arvato Bertelsmann, Generali Group, Obi oder Telekom erfolgreich um.

Das Besondere: Die gesamte Belegschaft nimmt damit am Recruitingprozess teil. Jeder Mitarbeiter kann Freunde oder Bekannte empfehlen. Damit rekrutiert das Unternehmen Menschen, die gut zur Firma passen und die gleichen Werte teilen. Die Mitarbeiter erhalten für ihre Empfehlung eine Sach- und/oder Geldprämie. Das Unternehmen zeigt damit, wie sehr es die Empfehlung wertschätzt.

Für das Unternehmen selbst hat diese Art des Recruitings nur Vorteile. Neue Mitarbeiter, die auf diesem Weg in die Firma kommen, bleiben in der Regel länger und sind motivierter. Die bestehenden Mitarbeiter spüren das Vertrauen, das das Unternehmen Ihnen im Recrutierungsprozess entgegenbringt. Auch das steigert die Motivation und wirkt sich positiv auf die Arbeitsatmosphäre aus.

Gesunde Führung

Von flachen Hierarchien ist oft die Rede, wenn eine Stellenbeschreibung für mehr Zulauf sorgen soll. Doch hält die Unternehmensstruktur auch, was sie verspricht? Um das intern zu überprüfen, können sich Unternehmen folgende Fragen stellen:

  • Wie viele Hierarchieebenen gibt es im Unternehmen?
  • Wie schnell kann die Firma Entscheidungen treffen und umsetzen?
  • Wie viele Mitarbeiter unterstehen einer Führungskraft?
  • Welchen Führungsstil und welche Unternehmenskultur gibt es?

Der Vorteil von flachen Hierarchien ist die Mitgestaltungsmöglichkeit der Mitarbeiter. Die Entscheidungswege sind kurz. Dies entlastet Führungskräfte und Aufgaben besser delegiert.

In der Regel steigt dadurch auch die Wertschätzung jedes einzelnen und damit die Zufriedenheit der Mitarbeiter. Gleichzeitig sollten Unternehmen nicht den Fehler machen, keine klaren Kommunikationswege vorzulegen.

Denn wenn Mitarbeiter keinen direkten Ansprechpartner haben, ist schnell von Führungschaos die Rede. Auch sollte es nicht zu einer Überforderung der Mitarbeiter führen. Der Mittelweg – also die gesunde Führung – ist wie so oft die richtige Lösung.

Gute Unternehmenskultur

Die Unternehmenskultur schließt alle gemeinsamen Werte innerhalb eines Unternehmens ein. Diese Werte sorgen für Orientierung und gemeinsame Ziele. Idealerweise teilen die Angestellten die Werte und identifizieren sich stärker mit dem Unternehmen. Eine starke Unternehmenskultur kann sich positiv auf die Produktivität der Mitarbeiter auswirken. In jedem Fall sorgt sie für mehr Motivation und macht den Arbeitgeber attraktiver.

Arbeitgeberattraktivität: Mitarbeiter rekrutieren, halten und motivieren

Arbeitgeberattraktivität vs. Corporate Attractiveness und Arbeitgeberranking

Ist die Attraktivität von Arbeitgebern gleichzusetzen mit dem Ranking? Und welche Rolle spielt Corporate Attractiveness? Die Arbeitgeberattraktvitität ist ein Teilaspekt der Corporate Attractiveness.

Corporate Attractiveness steht für die Attraktivität eines gesamten Unternehmens. Neben der Attraktivität für Arbeitnehmer spielen hier auch die Meinungen der Kunden und Geschäftspartner eine Rolle.

Rankings geben wieder, wie attraktiv Firmen für Arbeitnehmer sind. Die Einstufung basiert dabei meist auf Umfragen unter Arbeitnehmern.

Laut dem Fortune Magazin sind die folgenden zehn Arbeitgeber die attraktivsten im Jahr 2020. Insgesamt beantworteten 4,1 Millionen Angestellte je 60 Fragen über ihre Arbeitgeber.

Die besten großen Firmen laut Fortune Magazine

  • Hilton
  • Ernst & Young
  • Hyatt Hotels
  • KPMG
  • Pricewaterhouse Coopers
  • Marriott International
  • Publix
  • Accenture
  • Deloitte
  • Comcast NBC Universal

Eine Befragung des Forbes Magazins zeigt ebenfalls interessante Ergebnisse – ohne Überschneidungen unter den ersten Zehn. Rund 160.000 Mitarbeiter aus 58 Ländern beantworten in Zusammenarbeit mit Statista Fragen zu ihren Arbeitgebern. Der Datensatz enthält Informationen zu 750 multinationale Unternehmen aus 45 Ländern. Die Top 10 Arbeitgeber laut Forbes:

  • Samsung Electronics
  • Amazon
  • IBM
  • Microsoft
  • LG
  • Apple
  • Adobe
  • Alphabet
  • Siemens
  • Bosch

Diese Unternehmen gehen mit dem guten Beispiel voran. Sie können daher als Best-Practice-Beispiele auf dem Weg zum attraktiven Arbeitgeber dienen. Deren Personalmarketing-Instrumente sind in der weiterführenden Literatur zum Thema im Detail beschrieben.

Es lohnt sich, außerdem einen Blick auf aktuelle Umfrageergebnisse zu werfen. Denn die Coronakrise verändert die Anforderungen der Angestellten. Das geht aus einer Studie von Stepstone hervor.

Auf Platz eins liegt jetzt die Sicherheit des Arbeitsplatzes (58 Prozent). Eine gute Arbeitsatmosphäre folgt auf Platz zwei und flexible Arbeitszeiten auf Platz drei. Die Flexibilität von Arbeitszeiten ist nicht mehr „nur“ ein Faktor, der die Lebensqualität erhöht. Während der Pandemie hat sich gezeigt, dass flexible Arbeitszeiten gerade für junge Familien ein wichtiges Kriterium sind.

Kurzfristig kompetente Mitarbeiter rekrutieren, langfristig Angestellte binden

Bei all den Annehmlichkeiten für neue Mitarbeiter dürfen Firmen auch ihre Stammbelegschaft nicht vergessen. Schließlich soll das Ziel sein, langjährige Mitarbeiter zu halten und gleichzeitig fähige neue Mitarbeiter zu werben. Viele der Employer Branding Maßnahmen erfordern Zeit. Doch die Investition lohnt sich auf Dauer.

Wer trotzdem schnelle Resultate will, für den ein Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter-Programm eine gute Option. Es sorgt bereits in kurzer Zeit für Bewerbungen von kompetenten Kandidaten. Langfristig sichert sich das Unternehmen so einen kontinuierlichen Zustrom an fähigen Mitarbeitern. Dieser Rekrutierungsprozess ist also ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum attraktiven Arbeitgeber.

Jetzt teilen:
Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on whatsapp
Share on email
Scroll to Top