Was ist Social Recruiting? 4 Experten teilen ihre Erfahrung

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Was bedeutet Social Recruiting?

Während die meisten großen Unternehmen allein schon aus Marketingzwecken bereits in den sozialen Netzwerken aktiv sind, entdecken Personaler erst seit kurzem die Chancen, die sich in den sozialen Netzwerke für die Personalbeschaffung eröffnen. Beispielsweise können Unternehmen Stellenanzeigen nicht nur auf ihren eigenen Webseiten, sondern auch auf ihren Social-Media-Profilen veröffentlichen. Ein solcher Job-Post ist schnell erstellt und außerdem kostenlos: Es reicht schon, einen kurzen Hinweis auf die freie Stelle zu posten und mit einem Link zu mehr Informationen zu verbinden. Der große Vorteil ist, dass die Posts von anderen Nutzern weiterverbreitet werden können und sich so die Reichweite der Anzeige deutlich erhöht.

Business-Netzwerke wie Xing bieten darüber hinaus die Möglichkeit, auf ihren gut besuchten Stellenmärkten Werbung für das eigene Unternehmen und die damit verbundenen Jobs zu machen. Kerstin Wagner, Leiterin der Abteilung Talent Acquisition bei Siemens, sagt dazu:

„Wir suchen und präsentieren uns da, wo unsere Kandidaten sind: im Netz.“

Und auch der Präsident des Bitkom e.V. August Wilhelm Scheer ist überzeugt:

„Die Bedeutung von sozialen Online-Netzwerken mit ihren enorm hohen Nutzerzahlen wird für die Personalsuche steigen.“

Eine Studie des Vereins bestätigt, dass 95 Prozent aller Unternehmen ihre freien Jobs online ausschreiben.

Social Recruiting als neue Möglichkeit der Personalbeschaffung

Social Recruiting, auch e-Recruiting genannt, bietet der Personalgewinnung vollkommen neue Möglichkeiten, die mit einigen Herausforderungen für den Recruiter einhergehen. Beim Social Recruiting steht der soziale Faktor im Fokus: Worauf es ankommt, ist die persönliche Bindung zwischen Kandidaten und Unternehmen durch persönliche Kommunikation. Da sich die Kommunikation teilweise im privaten Bereich der potenziellen Arbeitnehmer abspielt – nämlich im Rahmen ihrer privaten Accounts – wird die Kommunikation lockerer, Hemmschwellen sinken und der Ton ist ein anderer.

HR-Verantwortliche müssen besondere Qualifikationen beziehungsweise Kenntnisse mitbringen, um effizient Social Recruiting zu betreiben. Zum einen müssen sie sich gut mit den unterschiedlichen Plattformen auskennen, also Social Media-Kanälen, Jobsuchmaschinen und Karriereplattformen. Egal, ob Online-Jobannoncen oder Posts auf Social Media – SEO- und SEA-Kenntnisse (Suchmaschinenoptimierung und Suchmaschinenmarketing) sind hilfreich für eine gute Trefferquote. Was die Kommunikation betrifft, muss der Recruiter den richtigen Ton für jede Zielgruppe finden. Dieser ist auch abhängig vom jeweiligen Kanal. Eine möglichst kurze Antwortzeit wird von möglichen Kandidaten immer gerne gesehen.

Hilfreich sind auch Erfahrungen mit der Analyse und Auswertung von Daten. Ist der Recruiter in der Lage, die eigenen Zahlen auszuwerten, kann er beispielsweise die Erfolgswahrscheinlichkeit eines Jobangebots vorhersagen.

Social Recruiting in Verbindung mit Employer Branding

Die Maßnahmen des Social Media Recruiting lassen sich auch im Rahmen einerEmployer-Branding-Strategie für den Aufbau und die Optimierung der Arbeitgeberattraktivität nutzen und miteinander verbinden. Beim Employer Branding geht es um eine möglichst authentische Darstellung des Personal suchenden Unternehmens. So erhalten Bewerber einen realitätsnahen Einblick in die Arbeitsbedingungen und -felder des potenziellen Arbeitgebers.

Eine gute Arbeitgebermarke macht sich auch im Social Recruiting bezahlt: Das Unternehmen kann sich in den sozialen Netzwerken attraktiv präsentieren und Zielgruppen erreichen. Dabei müssen die Tonalität, die Bilder und alle anderen Inhalte sowie der Zeitpunkte der Postings an die jeweilige Plattform angepasst werden. Man kann (und sollte!) unterschiedliche Formate, beispielsweise Videos oder GIFs, verwenden, um die gewünschte Zielgruppe anzusprechen. Bei den auszuspielenden Inhalten im e-Recruiting ist Kreativität gefragt und Abwechslung geboten. Gern gesehen sind zum Beispiel Einblicke in das Unternehmen im Videoformat, die ein Gefühl von Nähe und Vertrauen erzeugen und so ein positives Arbeitgeber-Image transportieren. Interessanter Content mittels Videos und Bildern hilft, interessierte Kandidaten auf sich aufmerksam zu machen, und sorgt schon vor dem Vorstellungsgespräch dafür, dass sich die Bewerber mit einem Unternehmen identifizieren. Empfehlungen von Mitarbeitern überzeugen obendrein auf authentische Weise. Ein digitales Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programm kann hierbei helfen, den Recruiting-Content aufzuwerten und vor allem den passiven Arbeitsmarkt zu erreichen.

Doch nicht nur die Social-Media-Auftritte sind für Personalmarketing und Social Recruiting geeignet. Wichtig sind weiterhin auch Karrierewebseiten, die man mit der Unternehmensseite verknüpfen sollte. Im Unterschied zu den Social-Media-Kanälen lassen sich die Einträge hier suchmaschinenoptimiert darstellen, was mit einem besseren Ranking bei Google einhergeht. Wichtig beim Aufbau der Karrierewebseite ist vor allem ein Responsive Design, das für eine korrekte Darstellung auf mobilen Endgeräten sorgt.

Social Recruiting in Verbindung mit Active Sourcing

Active Sourcing bezeichnet das gezielte Kontaktieren von Kandidaten über die Social-Media-Plattformen wie Facebook, Twitter, Instagram, Xing oder LinkedIn. Active Sourcing und Social Recruiting sind sich dahingehend sehr ähnlich; beide nutzen die sozialen Netzwerke für die Kandidatensuche. Social Recruiting jedoch ist passiver. Zwar nutzen die Recruiter auch hierfür User-Daten, die die entsprechenden Kanäle zur Verfügung stellen. Sie nutzen diese beispielsweise für die Zielgruppenanalyse, schreiben vielversprechende Kandidaten aber nicht direkt an. Beim Active Sourcing dagegen machen die Personaler geeignete Kandidaten über die verschiedenen Kanäle ausfindig, indem sie die zur Verfügung stehenden Nutzerdaten analysieren. Auf dieser Grundlage entscheiden sie, ob der Kandidat wirklich zur betreffenden Stelle passt, und kontaktieren ihn mittels einer persönlichen Nachricht.

Beim Social Recruiting geht es also eher darum, Werbemaßnahmen gezielt in ausgewählten Kanälen zu platzieren, um potenzielle Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Dabei helfen Plattformen wie Xing oder aber mit Facebook gekoppelte Apps.

Auch Bill Kreis, Personalleiter bei der Martinea Honsel Germany GmbH, weiß, dass wer im Kampf um die besten Arbeitskräfte erfolgreich sein will, neue Wege gehen muss:

„Es reicht eben nicht mehr, eine Anzeige zu schalten und zu warten bis die Fachkräfte zu einem kommen. Vielmehr müssen Personalreferenten verstärkt gezielt auf Fachkräfte zugehe.“

Warum Arbeitgeber auf den klassischen Jobbörsen nur selten Erfolg haben, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag „Warum Jobbörsen nicht funktionieren„.

Wie kontaktiert man Kandidaten im Social Recruiting?

Statt Standardsätzen ist es empfehlenswert, Kandidaten personalisierte Nachrichten zu schicken. Nur so bekommt der Wunschkandidat das Gefühl, dass sich der jeweilige Arbeitgeber wirklich für ihn interessiert und seine bisherigen Leistungen wertschätzt.

Für die Kommunikation Ihres Unternehmens auf Social Media sollten Sie ein einheitliches Wording festlegen. Dieses wird von der Frage bestimmt, wie sich das Unternehmen präsentieren möchte und wie die Nutzer angesprochen werden sollen. Außerdem sollte man sich bei unternehmensbezogenen Begriffen auf eine einheitliche Schreibweise einigen.

Sinnvoll ist es, für jede Plattform eigene Kommunikationsregeln festzulegen. Zu klären ist beispielsweise die Frage, wie die Anrede lauten soll und wie locker der Ton sein darf.

Der große Vorteil von Social Recruiting ist, dass man mit ihm nicht nur Kandidaten erreicht, die zurzeit auf Jobsuche sind, sondern auch passive Kandidaten, also Personen, die für die Stelle geeignet sind, aber sonst nicht auf sie aufmerksam geworden wären.

Zielgruppen des Social Recruiting

Um die sozialen Medien für die Arbeitnehmersuche professionell sinnvoll zu nutzen, ist eine detaillierte Strategie nötig. Ein solches Set aus Maßnahmen und Zielen stellt sicher, dass die passenden Kandidaten erreicht werden und sich durch die jeweiligen Kommunikationsvorlieben angesprochen fühlen.

Für die Entwicklung einer Strategie ist zunächst eine Zielgruppenanalyse durchzuführen, die zeigt, wer die gewünschten Kandidaten sind und wo sie sich aufhalten. Im Anschluss arbeitet man einen Redaktionsplan aus, der festlegt, welche Informationen in welcher Form vermittelt werden sollen.

Welche Plattform optimal für Ihr Social-Recruiting-Anliegen geeignet ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Das liegt daran, dass jeder Kanal sich an eine besondere Nutzergruppe richtet, die ganz unterschiedliche Bedürfnisse hat. Die Zielgruppenanalyse ist daher äußerst wichtig. Sie lässt sich nur durch den gezielten Einsatz bestimmter Kommunikationsmittel auf dem richtigen Netzwerk erreichen.

Wie legt man das Budget für das Social Recruiting fest?

Im Vergleich zu anderen Personalmarketing-Maßnahmen gilt das Social Media Recruiting häufig als kostengünstig. Auf der einen Seite ist das richtig – denn das Anlegen von Profilen in Social Media sowie das Posten ist gratis. Was Personaler jedoch häufig unterschätzen, ist, dass die regelmäßige Profilpflege Zeit, Planung und Kapazitäten erfordert.

Auch die Produktion des Content kostet. Damit das Social Recruiting erfolgreich ist, müssen nämlich Videos, Bilder oder Podcasts produziert werden. Je nach Umfang ist hierfür die Beauftragung externer Agenturen nötig. Für all diese Kosten wird ein festgelegtes Budget benötigt, das nicht zu niedrig kalkuliert sein sollte. Mithilfe eines Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Programms können Mitarbeiter in diese Arbeit einbezogen werden, was den administrativen Aufwand von HR-Abteilungen erheblich reduziert, schließlich werden Mitarbeiter selbst zum Recruiter.

Idealerweise sollten Unternehmen und HR den Ressourceneinsatz und den erwarteten Erfolg für das Social Recruiting in Abhängigkeit von der zu besetzenden Stelle vorab prüfen. Social Recruiting ist also kein Selbstläufer, sondern erfordert Strategie und damit Geld. Partnerschaften mit Dienstleistern können Unternehmen helfen, ihre Optionen mit dem zur Verfügung stehenden Budget optimal auszuschöpfen. Das findet auch Simon Zicholi, Geschäftsführer von Westpress GmbH und Co. KG: „Strategische Partnerschaften sind hilfreich, um einen ganzheitlichen Ansatz anbieten zu können – ganz gleich, ob es um Active Sourcing, Weiterempfehlungsprogramme oder Campaigning geht.“

Fazit

Social Recruiting kann sehr wirksam sein und stellt eine wertvolle Ergänzung zu den bisherigen Maßnahmen der Personalbeschaffung dar. Auch im Rahmen des Employer Branding und Active Sourcing bieten Maßnahmen des Social Recruiting einige Vorteile.

Welchen Einfluss Mitarbeiterempfehlungen im Social Recruiting haben und wie Sie diese als fixen Bestandteil in Ihr Recruiting integrieren können, zeigt Ihnen die aktuelle Mitarbeiter-werben-Mitarbeiter Benchmark-Studie.

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